In der untergehenden Welt

Der schlägt sich an die Brust
Der schafft Gold fort an heimliche Orte
Fast alle suchen noch Lust
Auch ich – doch such ich auch noch Worte

In der untergehenden Welt
Wohin können Worte gehen?
Wenn sie in Flammen zerfällt,
Wer soll das Lied verstehen?

Aber wenn es doch nicht geschieht,
Dann werden einige lang
Lachen über mein Lied
vom Weltuntergang.

Erich Fried, Um Klarheit. Gedichte gegen das Vergessen

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… den Weltuntergang des vergangenen Jahres haben wir weitgegend gut überstanden. Doch der nächste kommt bestimmt.

Das Leben könnte so einfach sein, wenn es nicht so lebendig wäre…

Wie schön wäre es, wenn unser Leben leicht und unbeschwert wäre: Keine Sorgen, die wir ins Bett nehmen, keine Probleme, die uns einen guten Morgen wünschen…

Eigentlich ist’s doch ganz einfach. Einer regelmäßigen Arbeit nachgehen, ein Teil des Verdienten für schlechte Zeiten zurücklegen, Urlaub und Freizeit so planen, dass effiziente Erholung garantiert ist.

Ist das gelebtes Leben? Irgendwann schlägt die Krise zu: Krankheit, Einsamkeit, Streit, Trennung. Vielleicht auch nicht. Doch selbst dann steht am Ende das Ende.

Krisen sind Zeiten der Entscheidung. Das eigene Leben zu leben, fordert Entscheidungen. Oft sind sie mit leidvollen Erfahrungen verbunden. Die Alternative ist, keine Entscheidungen zu treffen, die Entscheidungen anderen zu überlassen, das Leben anderen zu überlassen.

Wer Entscheidungen trifft, hat mit Konsequenzen zu leben. Dann kommen die Besserwisser, die uns klar machen, wie falsch unsere Enscheidungen waren, und wie sie an unserer Stelle alles besser gemacht hätten: In der Regel Nichts.

Wer handelt macht Fehler. Wer handelt macht sich das Leben unnötig schwer. Wer handelt lebt.

Ein unbeschwertes und leichtes Leben macht nicht glücklich. Viel wichtiger ist, dass wir lernen, mit unerfreulichen und schwierigen Ereignissen umzugehen, unsere Entscheidungen zu treffen, unseren Weg zu gegen, unser Leben zu leben.